Gudrun v. Schoenebeck

Über die Arbeiten von Martine Metzing-Peyre

16 Jahre lang hatte Martine Metzing-Peyre ihr Atelier im FrauenMuseum in Bonn. Viel Neugier, Mut und der Wille zur Veränderung, räumlich und personell brachten den Wechsel zur Ateliergemeinschaft 5in2. Wertvolle Anregungen und spannende Entwicklungen bringt der Atelierumzug seither für die Künstlerin. Ihre Mitgliedschaft in der Künstlerinnengruppe z&z, der sie seit vielen Jahren angehört, hat sie deswegen nicht aufgekündigt. Die acht Künstlerinnen von z&z sind als Gruppe fest zusammengewachsen und erleben eine intensive Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland. Jede einzelne Künstlerin hat jedoch stets die notwendige künstlerische Eigenständigkeit behalten.

Die raumgreifenden Installationen, die Martine Metzing-Peyre für viele verschiedene Ausstellungen entwickelt hat, stehen zur Zeit nicht im Vordergrund ihrer künstlerischen Arbeit. Sie hat sich vielmehr auf ihre malerischen Qualitäten besonnen, auch der Einsatz des Computers hat in ihrer Kunst inzwischen einen festen Platz. Nach dem kleinformatigen Zyklus „Hommage aux Algeriennes“, der den algerischen Frauen gewidmet ist, beschäftigte sie sich anlässlich einer Ausstellung in der Redoute in Bad Godesberg mit einem persönlichen Thema. Für die Ausstellung „Prothesen“ hat sie eine Serie von Augen gemalt. Trotz des kleinen Bildformates wirken die Augen monumental und ziehen den Betrachter sofort in ihren Bann. Ob es sich vielleicht um Glasaugen handelt, wie der Ausstellungstitel nahe legt, bleibt offen. Sie laden zu langer und intensiver Betrachtung ein, die unverhofft zum surrealistischen Ereignis wird.

So unterschiedlich die künstlerischen Themen bei Martine Metzing-Peyre sind, so liegen die Ursprünge doch alle entweder in der Auseinandersetzung mit sich selbst oder der Gesellschaft. Vor allem die Situation von Frauen, entweder in Deutschland oder in anderen Kulturkreisen ist ein wiederkehrendes Thema. Alle ihre Arbeiten zeichnen sich durch besondere Sensibilität und Respekt aus.

Als ein wichtiges Material hat Martine Metzing-Peyre schon seit vielen Jahren das Transparentpapier für sich entdeckt. Es begann mit großen Papierbahnen, die sie mit eigenen und fremden Texten beschrieb. Diese bildnerische Schreibkunst war als Befreiung von der starken Brief-Kultur in ihrer Familie entstanden. Hier ging es nicht in erster Linie um das Gelesen-werden, sondern um das Gesehen-werden.

Das Papier, zunächst als Schriftträger eingesetzt, entwickelte im künstlerischen Prozess nach und nach ein eigenes Leben. Die Künstlerin begann dreidimensionale Objekte herzustellen, z.B. die „Steine“. Jedes Jahr zieht es die gebürtige Französin an die Steilküste der Normandie, wo sich Land und Meer in bizarren Landschaften begegnen. Hier fand sie Steine, die die Erosion nach Millionen von Jahren freigegeben hat.

Zwei dieser Steine hat sie aus transparentem Papier nachgeformt und in serieller Vielfalt in unsere Zivilisation geholt. Hier gelingt durch die Übersetzung in das leichte und transparente Material Papier eine Verwandlung der nicht lebenden Materie in Formen, die Leben und Beziehung zueinander assoziieren. In der Vielzahl bilden die Formen in ihrer Urtümlichkeit eine Welt für sich, ein Beziehungsgeflecht mit vielfältigen Deutungen. Eine Art Gesellschaft mit assoziierbaren sozialen Strukturen entsteht.


Vita

Geboren in Dijon, Frankreich, lebt seit 1966 in Deutschland.
1956-1957 Studium an der Ecole des Métiers d’Art, Paris.
1957/58 Ecole des Beaux-Arts, Nancy.F.
1958/5  Ecole des Beaux-Arts,Paris.
1963/65 Ecole des Beaux-Arts, Strasburg.
Von 1985 bis 2001, Atelier im Frauen-Museum Bonn.
Seit 1986 Mitglied der Ateliergemeinschaft zart & zackig.
Seit 2001 Mitglied des Ateliergemeinschaft „5in2“. Bonn.

STIPENDIEN
1990 „Affaires Culturelles françaises“.
1990 Stipendium der Stadt Bonn.
1993 „Max Kade-Stipendium“, Lancaster, Pennsylvania,U.S.A.
1995 Stipendium des Kulturministeriums von Thüringen.

EINZELAUSSTELLUNGEN
1985 „Travaux sur papier“ InstitutFrançais, Bonn, Mainz, Karlsruhe.
1987 „Espace personnel“, Frauenmuseum, Bonn.
1993 „Past-Present“, Marshall & Franklin College, Lancaster, Pennsylvania, USA.
2000 „Starke Frauen“ Kulturzentrum, Konstanz.
2002 „Stadtkunst 2002 Bonn“, Verein an der Synagoge.
2004 „Zeitschrift“, Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationasozialismus.
2005 „Wahrnehmungsspuren“, Wissenschaftszentrum, Bonn.
2006 „Regards“, Kurfürsliches Gärtnerhaus, Bonn
2010 „Madame de Staël recomposée“ Institut Robert Schuman, Bonn
2011 „Justitia ist eine Frau“, Landratsamt, München

AUSSTELLUNGENSBETEILIGUNG (Auswahl)
1987-2008 Beteiligung an Themenprojekten im Frauenmuseum Bonn:“ Erotik“, „Die Bonnerinnen“, „Tanzplatze der Musen“, „Die Rote Königin“, „Politeia“, „Bonnova“, „Katharina II.“ „Mit Macht zu Wahl“.
1988 „Ventes du 40ième Anniversaire“ Galerie Drouot-Montaigne, Paris, F.
1990-1993 „Kunstpreis der Stadt Bonn“ Städtisches Kunstmuseum, Bonn.
1992 „Schwarzarbeit“Kampnagel,Hamburg,Kunstmuseum Zwickau,z&z.
1993 „Lady in Enzianblau“, Galerie der Stadt Budapest. z&z
1993 „La Transparence dans l’Art contemporain“, Ancienne Abbaye St.Jean, Musée de Soissons. F. Mairie de Cergy-Pontoise F.
1994 „Rheingold“, Finnland-Tournee: Keravan, Oulu, Kouvolan Museum, z&z
1996 „Kunstpreis 96“, Künstlerforum, Bonn.
1996 „Herbst-Salon“, Schrift & Zeichen, Kunsthaus, Erfurt.
1995-96 „Kunstkiste“, Künstlerforum/Bonn, K.E. Osthaus-Museum, Hagen,z&z.
1997 „The Pocketbook Projekt“, Ceres Gallery, und Aktionen im Guggenheim, Metropolitan, Whitney, Museum für Modern Art, New-York.(z&z)
1999  „Die Invasion der Siebenhäutigen Königin“, A.C.C. Galerie, Weimar.
2003-04 „Leibhaftig“,Galerie des BBK-Centrums, Frankfurt a/M, Künstlerforum, Bonn. z&z
2005 „Doppelherz“, Galerie M, Berlin, z&z.
2009  „Vierfalt der Formen“,HLP Galerie, Wesseling
2009  „Polaroïd“ Wissenschaftzentrum, Bonn
2010  „Zeit-Beschleunigung und Entschleunigung“, Stadtspeichergalerie, Jena.
2011  „Doppelgänger“ Künstlerforum/Bonn. „unverwüstbar“ Haus an der Redoute/Bonn. z&z
2012 „endstation“ St. Josef Krankenhaus Königswinter
2013  „Wer war Mona Lisa?“ Frauenmuseum Bonn
2015  „Frauen in Krieg und Frieden“ Frauenmuseum Bonn
2015  „Il Reno Racconta“ Haus Alveare Mailand
2015  „Gold“ Haus an der Redoute Bonn
2015  „Cosa Nutre l’Uomo“ Museo F.Gonzaga Mantova Italien
2015 „Pagine di Pane“ Biblioteca Nationale Braidense Mailand
2015 „Cosa nutre l’Uomo“ Mantova, Museo diocesano Francesco Gonzaga, Italien
2016 „Zugabe“ Galerie Rosemarie Bassi Remagen.
2016 „Transparence“ Kurfürstliches Gärtnerhaus Bonn.
2018 „Frauen Wahlrecht-Jetzt erst Recht“ Frauen-Museum Bonn.
2018 „Zart und Zackig for ever“ Film von Annelie Runge u. Andreas Michels(90 Mn) Landesmuseum Bonn, Ludwig Museum Köln.

2019 „Die kunst stirbt zuletzt“ Haus an der Redoute Bonn.Bad-Godesberg
2019 „abWESENheiten“ Künstlerforum Remagen.
2019 „Wohin mit der Reise“ Künstlerforum Bonn.
2021 „Grundriss“ Künstlerforum Bonn.
2021 „ Au Féminin“ Institut francçais Köln.
2022 „ Reißwolf“ Kulturzentrum Pampinerhof